Als Nadyia aus der Ukraine zu Professor Michael Rauschmann in die Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim kam, war sie 13 Jahre alt. Das Mädchen aus Kiew litt an einer ausgeprägten
Wirbelsäulenverkrümmung. Neben dem auffallenden kosmetischen Problem des Buckels, bestehen auch langfristige ernsthafte gesundheitliche Risiken.
In seiner Heimat konnte der Teenager nicht adäquat behandelt werden. Deshalb wurde Nadyia kurz vor Weihnachten 2014 von Prof. Michael Rauschmann und seinem Team in der Orthopädischen
Universitätsklinik Friedrichsheim in Frankfurt am Main operiert. Die beteiligten Ärzte verzichteten dafür auf ihr Honorar.
Nadyia war mit ihrer Mutter und einem Dolmetscher bereits im Mai 2014 zu einem ersten Termin bei Prof. Dr. med. Michael Rauschmann gekommen, der als Chefarzt die Abteilung Wirbelsäulenorthopädie
in der Orthopädischen Universitätsklinik leitet. Der Kontakt zum Friedrichsheim war über Bekannte der ukrainischen Familie in der Mainmetropole entstanden.
„Nadyia hatte eine hochgradige skoliotische Verkrümmung, im wesentlichen im Bereich der Brustwirbelsäule“, berichtet Prof. Michael Rauschmann. Eine Operation war deshalb unumgänglich. Doch solch
ein Eingriff und die Versorgung sind teuer. Dazu kommen ja auch noch die Reise- und Unterbringungskosten. Um dem Mädchen die Behandlungschance zu geben, verzichteten Prof. Michael Rauschmann und
Prof. Paul Kessler, der Chefarzt der Abteilung Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin, auf ihr Honorar. Auch die Klinikleitung stellte maximal den Basissatz für die Behandlung in Rechnung. Für
die Behandlungskosten hatte die Familie aus der Ukraine vorab auch Spenden gesammelt.
Die Skoliose von Nadyia machte sich vor allem durch einen Rippenbuckel bemerkbar. „Die Patienten haben in dieser Phase keine Schmerzen“, erläutert Prof. Michael Rauschmann, „aber wenn die
Verkrümmung zunimmt, kommt es meist zu schmerzhaftem Verschleiß in den angrenzenden Segmenten des Halte- und Bewegungsapparates, die Krümmung kann pro Jahr um zirka ein Grad zunehmen. Dies kann
im weiteren Verlauf die Atmung beeinträchtigen und sich negativ auf die Herzfunktion auswirken.“
Nadyia wies eine Wirbelsäulenabweichung von rund 70 Grad auf im Vergleich zum Normalzustand (0 Grad). „Unser Ziel ist es, durch die Operation die Verkrümmung auf etwa 15 bis 20 Grad zu
korrigieren“, erklärte Prof. Michael Rauschmann vor dem Eingriff.
Die Operation dauerte dann rund sechs Stunden. Sie war nicht frei von Risiken. Denn durch die Aufrichtung der Wirbelsäule wurde auch die Position des Rückenmarks verändert. Im ungünstigen Falle
kann es dabei in Einzelfällen zu Durchblutungsstörungen im Rückenmark kommen – mit gravierenden Folgen vom Funktionsverlust bis hin zu einer möglichen Querschnittlähmung.
„Wir mussten natürlich insbesondere darauf achten, dass wir das Rückenmark nicht verletzten, dass wir zu starke Blutungen vermeiden und dass die Muskulatur sauber abgelöst wird. Denn es handelt
sich doch um einen sehr komplexen Eingriff“, berichtet Prof. Michael Rauschmann. Bei der 13-jährigen Nadyia lief glücklicherweise alles reibungslos.
Schon 14 Tage nach der erfolgreichen Operation konnte das Mädchen in seine Heimat zurückfliegen – in ein normales Leben.